Kindergartenneubau oder Sanierung?
Kindergarten: Sanierung oder Neubau? - Das war die Frage
Kinder sind kleine Forscherinnen und Forscher und auf ihren Entdeckungsreisen fängt die Bildung an. „Kindgerechte Räume“ in Innenräumen und im Außenbereich sollen so gestaltet werden, dass sie den Bedürfnissen der Kinder und Erzieher*innen entsprechen. Damit alle Kinder toben können und zum Lernen angeregt werden – und damit unsere Erzieher*innen gesund bleiben.
Der Gaiberger Kindergarten „Bergnest“ ist in die Jahre gekommen und benötigt eine Frischzellen-Kur. Seine Bauweise entspricht den damaligen geltenden Standards. Das Gebäude wurde in einer sogenannten „Split-Level-Bauart“ errichtet. Aber was ist das eigentlich? Ein Split-Level-Haus ist nicht klassisch in Stockwerke, sondern in Ebenen unterteilt. Diese sind zueinander um eine halbe Geschosshöhe versetzt und durch offene Treppen miteinander verbunden. Die Ansprüche und Vorgaben an öffentliche Gebäude haben sich in den letzten Jahren aber massiv geändert.
Was also tun? Sanieren oder Neubau? Mit dieser Frage hat sich der Gemeinderat im letzten Jahr sehr intensiv beschäftigt. Eine Arbeitsgruppe, an der Verwaltung, Erzieherinnen und Gemeinderäte teilnahmen, wurde gegründet. Ein Architekturbüro hatte die Aufgabe eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, um zu prüfen ob die heutigen Vorschriften im Bestand des Kindergartens darstellbar sind. Die Machbarkeitsstudie ergab folgendes Ergebnis:
- Zu wenige Räume für eine durchgängige Ganztagsbetreuung (es fehlen Schlaf- und Bewegungsraum)
- Ein Gruppenraum befindet sich im Untergeschoss ohne ausreichend Tageslicht
- Räume für gemeinsame Mahlzeiten sind nicht optimal
- Kein barrierefreier Zugang zu allen Räumen
- Kein behindertengerechtes WC
- Unzureichende Personalräume
- Personaltoiletten entsprechen nicht dem Standard
- Fehlende Lagermöglichkeiten für Materialien
- Außenanlage ist schlecht aufgeteilt und erschwert die Beaufsichtigung der Kinder
Barrierefreiheit ist heutzutage ein wichtiges Thema - auch für unsere kleinen Bürger! Sei es, weil vielleicht ein Kind mit Einschränkungen den Kindergarten besucht oder aber die Großeltern mit Rollator die Kinder mittags abholen möchten. Ein Aufzug ist notwendig, was wiederum nur mit erheblichen statischen Eingriffen und Risiken verbunden wäre. Um den Kindern die Möglichkeit zu geben sich auszutoben und ihre Umwelt aktiv mit allen Sinnen kennenzulernen, ist es notwendig hierfür einen Raum zu schaffen. Einen Raum in dem sie sicher sind und ausreichend Platz haben um zu toben, zu klettern und zu springen. Im Gegensatz dazu, soll aber auch die Entspannung nicht zu kurz kommen. Manche Kinder möchten sich ausruhen, schlafen oder sich zurückziehen. Hier soll ein Schlaf- und Ruheraum geschaffen werden, so dass es möglich ist jederzeit eine Pause einzulegen und sich das zu nehmen was so ein kleiner Körper eben manchmal braucht.
Die heute geltenden Vorschriften müssten bei einer Sanierung im Bestand geschaffen werden. Dazu müsste an allen Seiten des Kindergartens angebaut werden, was sich sehr schwer umsetzen lässt. Eine Aufstockung im Bestandsgebäude wurde durch ein Fachbüro geprüft, es wurde aber aus statischen Gründen davon abgeraten.
Nicht zuletzt ist es so, dass die Innenräume „in die Jahre gekommen sind“. Es ist ein Anliegen, dass für die Kinder und Erzieher*innen in Gaiberg eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen wird mit hellen, ansprechenden Räumen, gesunden Materialien und zeitgemäßer Einrichtung.
Im Juli 2021 wurde dem Gemeinderat in öffentlicher Sitzung die Machbarkeitsstudie von den Architekten vorgestellt. Die Studie sollte auch klären, ob ein Umbau des vorhandenen Gebäudes möglich ist und ob die Kosten dafür im Verhältnis zu einem Neubau wirtschaftlich sind. Diese kamen zum Ergebnis, dass der notwendige Standard bei einer Sanierung nicht erreicht werden kann. Ein Anbau würde nicht die notwendigen Räume ermöglichen, sodass aus wirtschaftlichen Gründen ein Neubau empfohlen wurde.
Nach einer anschließenden Fragerunde und einer Diskussion folgten drei der vier im Gaiberger Gemeinderat vertretenen Gruppierungen der Empfehlung. Die vierte Gruppierung zweifelt die notwendigen Veränderungen nicht an, hätte aber gerne eine weitere Machbarkeitsstudie eines zweiten Architekturbüros beauftragt. Da die Sachlage für die Mehrheit des Gemeinderates klar war, wurden in der Septembersitzung die weiteren Leistungsphasen des Architektenvertrages an das Büro in Sinsheim vergeben. Kinder sind unsere Zukunft! Und in diese investiert die Gemeinde Gaiberg.
Menschen, die der Meinung sind „ein Neubau sei hinausgeschmissenes Geld oder wäre unnötig da der Kindergarten doch noch gut dastehe“, soll dieser Artikel eine Hilfestellung geben, ihre Meinung zu überdenken. Offene Fragen zum beabsichtigten Neubau des Kindergartens dürfen sehr gerne bei den Bürgerfragestunden der öffentlichen Gemeinderatssitzungen gestellt werden. Der Gemeinderat und die Verwaltung freuen sich auf den konstruktiven Austausch.
Sobald die Entwürfe für den neuen Kindergarten vorliegen, werden diese dem Gemeinderat und den interessierten Bürgerinnen und Bürgern in einer öffentlichen Sitzung vorgestellt.